Angesichts der Flüchtlingssituation stellt sich die Frage, wie die Integration der vielen Menschen, die in unser Land strömen, zu bewerkstelligen ist. Hierzu sprach Berlins erste Ausländerbeauftragte Professor Barbara John auf Einladung des Evangelischen Arbeitskreises und von Judith Stückler (CDU Ortsverband Charlottenburg-Nord) und der Sozialbeauftragten Gesina Gisa.
Barbara John stellte zunächst klar, ...
dass ihrer Meinung nach die aktuelle Flüchtlingssituation kein europäisches sondern ein globales Problem ist: Durch die Möglichkeit, Informationen binnen Sekunden rund um den Globus zu versenden, bekommen immer mehr Menschen einen Eindruck davon, dass es anderen Orts (vermeintlich) viel schöner ist als in der eigenen Heimat. Man könne es keinem Flüchtling übel nehmen, wenn er sich dorthin bewegt, wo er ein besseres Leben für sich und seine Familie erhofft. Das Problem liegt somit bei den Staaten, die für diese Flüchtlingswanderung Anreize schaffen und nicht bei den Flüchtlingen selbst.
Auf das Thema Integration angesprochen, verwies Barbara John auf die beiden Säulen einer gelungenen Integration: Bildung und Arbeit. Um hier behilflich zu sein, hat sie eine Internetseite (www.work-for-refugees.de) ins Leben gerufen. Über diese Seite sollen Flüchtlinge mit interessierten Arbeitgebern in Kontakt treten können. Erste erfolgreiche Vermittlungen sind bereits vollzogen.
Allerdings sieht Barbara John ein großes Problem darin, dass sich ein Flüchtling derzeit zwischen Bildung und Arbeit entscheiden muss. Im Gegensatz zu dem umfangreichen Angebot für Erwachsene, die an Abendkursen das Abitur nachholen oder ein Studium parallel zur Arbeit absolvieren können, gibt es in Berlin abends keine Deutsch-Sprachkurse für Flüchtlinge. Jeder Flüchtling, der sich für die Aufnahme einer Arbeit bzw. eines Praktikums entscheidet, kann also nach der Arbeit keinen Sprachkurs mehr absolvieren. Dabei ist es jedem erwachsenen Menschen zumutbar, dass er trotz einer 38-Stunden-Woche auch abends noch seine Sprachkenntnisse verbessert.
Anhand der Sprachkurse verdeutlicht Barbara John außerdem, weshalb sie ein Anreizsystem für gelungene Integration für mehr Erfolg versprechend hält als das praktizierte Sanktionssystem bei misslungener Integration. Bislang wird bestraft, wer Integration ablehnt. Wenn jemand beispielsweise an keinem Deutsch-Kurs teilnimmt, erhält er Abzüge von seinen Leistungen. Damit ist dem Staat aber nicht geholfen. Er spart zwar einen kleinen Betrag an Leistungen ein, aber die Integration wird dadurch nicht gefördert. Besser wäre es also, wenn derjenige mit einem kleinen finanziellen Zuschuss (vielleicht von 200,00 Euro) belohnt wird, der den Deutschkurs in kurzer Zeit erfolgreich absolviert. Dadurch entstehen dem Staat zwar kurzfristig höhere Kosten, aber der gesellschaftspolitische Nutzen, nämlich die gelungene Integration, gleicht dieses Defizit sehr schnell wieder aus.
Im Ergebnis bleibt festzuhalten, dass wir nicht nur Integration fordern dürfen – wir müssen auch die notwendigen Strukturen schaffen, damit Menschen, die willig sind, sich auch in unser Leben einfügen können. Der Spracherwerb ist und bleibt hierbei die wichtigste Komponente!